“A World Beyond” (2015)

(zuerst erschienen auf myFanbase)
Tomorrowland – eine Stadt der Zukunft in einem parallelen Universum. Als Casey Newton (Britt Robertson, “Under the Dome“) nach einem Kurzausflug ins Gefängnis ihre Habseligkeiten wieder bekommt, befindet sich unter ihren Sachen auch ein merkwürdiger Pin, in den nur ein “T” eingraviert ist, welcher sie an einen fernen Ort bringt wann immer sie ihn berührt. Der Pin transportiert sie nach Tomorrowland, wo alles wunderbar entwickelt scheint und Casey eine Zukunft zu sehen bekommt, die sie sich selber nicht besser hätte vorstellen können. Auf der Suche nach dem Grund, warum gerade sie diesen Pin bekommen hat, begibt sie sich unwissentlich direkt in einen Kampf um das Überleben ihrer eigenen Welt und muss nun alles daran setzen, die Realität wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Caseys Vater (Tim McGraw) arbeitet bei der NASA, doch weil niemand mehr Geld hat, um ins All zu fliegen, wird er diesen Job wohl bald verlieren; nicht aber, wenn es nach Casey geht. Heimlich begibt sie sich nachts auf das Gelände der NASA und legt deren Technik lahm, um der Prozess des Abbaus der Raketen zu verhindern. Es dauert nicht lange bis sie dabei erwischt wird und mir nichts dir nichts im Gefängnis landet. Zum Glück kann ihr Vater sie dort schnell wieder rausholen, aber langwierige Auswirkungen hat die ganze Geschichte für Casey trotzdem: In ihren Sachen entdeckt sie einen merkwürdigen Pin, der sie in eine andere Welt transportiert. Da sie die Einzige ist, die das mitbekommt, ist sie folgerichtig auch die Einzige, die (verständlicherweise) etwas ausrastet. Toll zu sehen ist hier, dass Britt Robertson eine Menge schauspielerisches Talent besitzt und man sie hoffentlich in der Zukunft häufiger auf der großen Leinwand sehen kann. Die Kameraführung, die in den Momenten des Entsetzens verwendet wird, wann immer sie einen Abstecher nach Tomorrowland macht, ist mit die wackeligste Angelegenheit überhaupt, wird aber wunderbar passend zur Verwirrung von Casey eingesetzt.

Dass ein junger Mensch in der heutigen Zeit noch an etwas wie Tomorrowland glauben kann, hätte schnell sehr klischeehaft wirken können, aber Britt Robertson verkörpert ihre Rolle so überzeugend, dass man ihr alles ohne viel nachfragen nachfühlen kann und auch eine gewisse Aufregung beim Gedanken an Tomorrowland entwickelt. Erstmal gilt es jedoch jemanden zu finden, der weiß, was es mit dem Pin auf sich hat und so macht sich Casey alleine auf den Weg nach Houston, um dem auf den Grund zu gehen. Dass in Houston in dem Memorabilia-Geschäft “A Blast from the Past” alles vollkommen eskaliert, damit hätte wohl nur die Hälfte des Publikums gerechnet. Die Ladenbesitzer sind, wie man erwarten würde, ein bisschen durchgedreht und lassen Casey nicht mehr aus ihrem Laden, da sie ihnen den Pin nicht aushändigen will – militante Pin-Sammler, das ist doch mal was Neues! Als der Laden dann jedoch von Regierungs-Robotern aus Tomorrowland angegriffen wird, verliert man ein bisschen den Überblick und fragt sich, wer jetzt zu wem gehört und warum. Die Ladenbesitzer sind übrigens auch Roboter. Casey wird aus dem ganzen Chaos von Athena gerettet, die ihr auch den Pin hat zukommen lassen.

Von Athena (Raffey Cassidy) wird sie anschließend auch vor Frank Walkers (George Clooney) Haus abgesetzt, da dieser angeblich der Einzige ist, der ihr Tomorrowland erklären könne. Sein Haus ist ein exzellentes Beispiel für fantastisches Setdesign – ausgehend von der verwinkelten Bauweise und den Dutzenden von Satellitenschüsseln, befindet sich innerhalb des Hauses auch noch eine riesige Menge von fantastischen technischen Erfindungen, die Casey natürlich gleich ausprobieren muss, wodurch sie herausfindet, dass Frank und Athena zusammen in Tomorrowland waren. Da er jedoch eine Maschine erfunden hat, die das Ende der Welt prognostizieren kann und dieser noch 59 Tage gibt, ist er aus der Stadt in der Parallelwelt verbannt worden und nie mehr zurückgekehrt. Durch weitere Regierungs-Roboter-Angriffe im Hier und Jetzt wird er jedoch dazu gezwungen, nach Tomorrowland zurückzukehren.

Was alles wie eine grandiose Ausgangslage für ein großes Abenteuer in der Zukunftsstadt scheint, ist genau das, ein grandioser Beginn – allerdings als Ausgangslage für einen ebenso grandiosen Absturz des Films, sobald sich die Handlung in Tomorrowland fortsetzt. Hier wird auf einmal das Potential der Schauspieler und auch der Geschichte vollkommen verspielt. Die Dialoge heben nicht in die Weiten der Galaxie ab, sondern stürzen auf den Boden der Tatsachen ab und Tomorrowland selber bleibt einem hauptsächlich aufgrund seines enttäuschenden Setdesigns in Erinnerung. Was in der Gegenwart und auf der Erde noch so wundervoll dargestellt wurde, wirkt dort hektisch zusammengestellt und ohne Liebe. Auch der großartige Hugh Laurie in der Rolle des Gouverneurs kommt äußerst flach daher und kann nicht einmal ansatzweise sein schauspielerisches Talent zeigen. Abgesehen davon wirkt die Handlung in Tomorrowland fast wahllos zusammengestellt und ohne klares Ziel, beziehungsweise ohne klare Vorstellung davon, wie alles in dieser uns unbekannten Welt funktioniert.

Es kann als tragisch empfunden werden, wenn ein Film nicht einmal mehr von George Clooney und Hugh Laurie gerettet werden kann. “A World Beyond” ist der Versuch, eine Geschichte zu erzählen, die sich Walt Disney persönlich 1970 ausgedacht hat. Seitdem steht in der Disneyworld die Attraktion “Tomorrowland” (übrigens auch der Originaltitel des Films); es hätte der Idee gut getan, hätte man sie dort stehen lassen. Der Trailer für “A World Beyond” ist wundervoll geschnitten und verspricht ein Erlebnis, das seinesgleichen sucht, und eine fantastisch-abenteuerliche Reise in eine futuristische Parallelwelt. Leider handelt es sich hier um ein Paradebeispiel für einen Film, dessen beste Szenen im Trailer zu sehen sind. “A World Beyond” hätte besser funktioniert ohne das Element von Tomorrowland – George Clooney und Britt Robertson erschaffen eine wunderschöne Chemie zwischen ihren Charaktere. Solange sich die Handlung in der heutigen Zeit auf der Erde befindet, kann der Film überzeugen – in dem Moment, in dem er in die Welt von Tomorrowland springt, enttäuscht er nur.

 

Brad Bird: “A World Beyond” (en. “Tomorrowland”)
US: 09.05.2015; DE: 21.05.2015
130 Minuten

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