“Die Pinguine aus Madagascar” (2014)

(erschienen zuerst auf myFanbase)
Nach drei “Madagascar“-Filmen und etlichen Folgen einer eigenen Serie haben die beliebten Pinguine aus New Yorks Zoo endlich einen eigenen Film bekommen.

Der Plan von Rico, Skipper, Kowalski und Private (im Deutschen gesprochen von den Fantastischen Vier), in Fort Knox einzubrechen um den letzten Vorrat “Cheesy Flips” zu stehlen, geht gehörig schief, als sie ihrerseits vom Bösewicht Dr. Octavius Brine entführt werden. Durch die gewohnte Kombination von Glück und unkonventionellen Methoden schaffen es die vier Pinguine zwar zu entkommen, decken allerdings auch Brines Masterplan auf, mit dem er die Welt ins Chaos stürzen will. Um dies zu verhindern, schließen sich Rico, Skipper, Kowalski und Private dem Agententeam von NordWind an, das sich schon auf einem Streifzug gegen Dr. Octavius Brine befindet. Es startet eine rasante Reise über Kontinente, immer auf der Jagd nach Brines geheimem Medusa-Serum, um die Welt zu retten.

Mit einem kleinen Nicken in Richtung des dritten “Madagascar”-Films beginnt das Pinguin-Abenteuer im Zirkus und dem Beschluss von Rico, Kowalski, Skipper und Private, in die größte Sicherheitsanlage Amerikas, Fort Knox, einzubrechen – nicht etwa, um die Goldreserven zu klauen, sondern um sich die letzten ihrer geliebten “Cheesy Flips” zu besorgen. Bei jedem anderen Film wäre vermutlich jeder verwundert gewesen über diese offensichtliche Unsinnigkeit, aber bei diesen Pinguinen schockiert nichts mehr. Die Tatsache, dass der Bösewicht des Films, Dr. Octavius Brine, die Pinguine mit Hilfe ihres Lieblingssnacks lockt und dann mit seinen Tentakeln ins Innere des Snackautomaten befördert, ist demnach nicht mehr sonderlich überraschend.

Tentakeln – Dr. Octavius Brines richtiger Name ist Dave, er ist ein Oktopus, und er führt einen Rachezug gegen die Pinguine, die ihm in den verschiedenen Zoos, in denen er gelebt hat, die Show gestohlen haben. Es ist die klassische Geschichte von aufgestauter Wut und Ungerechtigkeit, die einen eigentlich harmlosen Charakter zum Bösewicht haben werden lassen. Während er seinen Masterplan in die Tat umsetzt, versteckt er sich hinter einer Maske; er tritt nur als Mensch auf und lässt sich in dieser Form für seine Forschung feiern. Sein größtes Problem waren immer die Pinguine – die sind nämlich einfach zu niedlich und müssen deshalb jetzt leiden. Die Vorgeschichte ist zwar eine, die man praktisch in jedem Superheldenfilm findet, dennoch tut dies dem Verlauf des Films keinen Abbruch.

Angefangen bei dem Punkt, an dem aus einer Truppe von drei Pinguinen (Rico, Kowalski und Skipper) durch eine zufallsgesteuerte Adoption von Private eine Vierertruppe wird, bis zu einzelnen Momenten des Films, in denen der Zuschauer mehr über die Aufgabenverteilung im Team erfährt, wachsen die vier über ihre Witze aus den “Madagascar”-Filmen deutlich hinaus. Die Zusammenarbeit mit dem ungewöhnlichen Agententeam von NordWind, bestehend aus einer Schneeeule, einer Seehund, einem Eisbär und einem Wolf, ist hauptsächlich eine Aufrüstung der Ausstattung der Pinguine im Stil von “S.H.I.E.L.D.“. Generell hat der ganze Film in der Art der Missionen und durch die enge Zusammenarbeit im Team einen gewissen Superhelden-Faktor, der in einer Zeit, in der Marvel- und DC-Produktionen auf einem Hoch sind, sicherlich kein Zufall ist. Die Wirkung des von Dr. Brine erfundenen Medusa-Serums hat mich zusätzlich noch sehr stark an “Ich – Einfach Unverbesserlich 2” erinnert – die Verwandlung von niedlichen, harmlosen Wesen in Monster scheint eine sehr beliebte Methode der Filmemacher zu sein, den Zuschauer emotional noch intensiver an ihre Figuren zu binden – und das funktioniert zumindest bei mir einwandfrei.

Nachdem Brine die Pinguine in ihrer geballten Niedlichkeit nach New York gebracht hat, einer von vielen Hinweisen auf die “Madagascar”-Trilogie im Film, verwandelt er sie in kleine grüne Pinguin-Monster – so entstellt die Pinguine auch aussahen, ich war definitiv nicht die Einzige im Kinosaal, die sich immer noch im Bann der watschelnden Masse befand. Nachdem im ganzen Film Privates Niedlichkeit von den anderen Pinguinen nur milde belächelt wurde und er stetig nur kleinere Rollen bei den Missionen übernehmen durfte, kommt für meinen persönlichen Favoriten im Finale des Films der entscheidende Moment: Nur er kann die Pinguine davor bewahren, für immer als allesfressende Monster herumzulaufen. Natürlich rettet er seine Artgenossen mit Bravour, und vor allem mit Hilfe seiner Niedlichkeit. Dass Private am Ende ein pinker Pinguin mit einem kleinen Elchgeweih ist, interessiert dann auch keinen der anderen Pinguine mehr, denn “Aussehen zählt nicht, sondern nur das, was du getan hast.”

Wer ein Fan von Pinguinen ist, muss diesen Film sehen. Es führt wirklich kein Weg daran vorbei, sich noch mehr in die kleinen drolligen Figuren zu verlieben. Dass der Film die mittlerweile sehr verbreitete Pinguinliebe zwischendurch aufs Korn nimmt, macht ihn nur noch sympathischer. Als Fan der drei “Madagascar”-Filme ist muss man sich “Die Pinguine aus Madagascar” ansehen: Der geballte Pinguin-Humor kann bei Zeiten etwas anstrengend werden, da die anderen Figuren zwar gute Basischaraktere sind, allerdings ein bisschen mehr Charakter verdient gehabt hätten. Eine angedeutete Liebesgeschichte hier, ein wuschelig-großer Pinguin-liebender Eisbär da – da benötigt man unter Umständen noch einen Pinguin-Film um diesen Charakteren mehr Raum zur Interaktion zu geben, dennoch schlägt für mich einfach nichts die geballte Niedlichkeit der kleinen Frackträger.

 

Eric Darnell, Simon J. Smith: “Die Pinguine aus Madagascar” (en. “Penguins of Madagascar”)
US: 26.11.2014; DE: 27.11.2014
92 Minuten

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