“La La Land” (2017)

(erschienen zuerst auf myFanbase)

Mia (Emma Stone), Barista, trifft Sebastian (Ryan Gosling), Jazz Pianist, in Los Angeles auf dem Weg zu einem Vorsprechen im Stau – es kommt zu einem regen Austausch von Schimpfwörtern: klingt nicht unbedingt nach dem Beginn einer wundervollen Liebesgeschichte à la Hollywood. “La La Land” vergibt jedoch eine zweite Chance, und so treffen sich Mia und Sebastian durch Zufall auf einer Party. Was folgt ist eine Geschichte über Träume, vergangene, gegenwärtige und zukünftige, gepaart mit dem Gefühl der klassischen Hollywood-Musicals.

In dem schon vor Deutschland-Start mit Critics Choice Award und Golden Globes prämierten “La La Land” treffen sich mit Emma Stone und Ryan Gosling zwei Schauspieler, die seit den letzten Jahren fantastische Karrieren in Hollywood haben. Schon in “Crazy, Stupid, Love” funktionierte die Kombination dieser zwei außerordentlich guten Schauspieler wie es sich jeder Regisseur nur wünschen kann. Auch in “La La Land” wirken sie absolut perfekt zusammen. Auf der einen Seite Emma Stones Mia als quirkige on-studio-Barista, die sich durch ihre Arbeit zwar tagtäglich auf dem Studiogelände aufhält, jedoch bisher noch nie wirklich die Möglichkeit bekam, ihre schauspielerischen Ambitionen auszuleben. Auf der anderen Seite Ryan Goslings Sebastian, der als passionierter Jazz-Musiker den Traum von seinem eigenen Jazz-Lokal noch lange nicht aufgegeben hat, auch wenn weder Geld, noch Location vorhanden sind, und sich mit eintönigen Jazz-Engagements durch den Alltag schlägt.

Zwei künstlerisch ambitionierte Menschen, die sich zweimal zufällig treffen und wie in einem der alten Hollywood-Musical durch Los Angeles singen und tanzen – Musicals schrecken viele Kinogänger mittlerweile ab, aber “La La Land” ist der perfekte Film, um die Liebe zum klassischen Hollywood-Musical ins hier und jetzt zu katapultieren und sich verzaubern zu lassen. Der Zuschauer wird nach einer kurzen Einführungsszene direkt in eine Musical Nummer geworfen, die zunächst etwas überzogen wirkt. Im Laufe des Films wird jedoch klar, dass dies die Ensemble-Performances einfach von den alltäglichen Geschehnissen abgrenzen soll – ganz wie man es aus den klassischen Hollywood-Musicals gewohnt ist.

Szenen, in denen Mia im Mittelpunkt steht, entweder weil sie schauspielert oder singt, werden mit einer besonderen Technik in etwas realitätsferne Szenen umgewandelt. Wann immer sie zentral für eine Szene ist, in der kein Dialog stattfindet, scheint die Welt um sie langsamer zu werden, was den Fokus in ihrer Person verankert, sodass mitunter der umgebende Plot kurzzeitig vergessen wird. Zusätzlich spielt Regisseur Damien Chazelle mit Licht und Farbeinstellungen wie kein anderer. Immer wieder erinnern die Sets an Märchenkulissen oder Theater-Bühnenbilder. Starke Farben und harte Kontraste führen zu einem plakativen Look, der sich konsequent durch den Film zieht ohne aufdringlich zu wirken. Auch der pointierte Einsatz von Spotlights um den Fokus auf einzelne Charaktere zu legen ohne die Szenerie komplett auszublenden unterstützt die Wahrnehmung des Films als Anlehnung an Theateraufführungen zusätzlich – die Kulissenbauten auf dem Studiogelände auf dem Mia arbeitet setzen so dem Stil des Films lediglich die Krone auf.

Sebastians Geschichte ist durchweg von seinem Traum als Jazz-Musiker geprägt, anfangs mit ähnlich ernüchternden Erkenntnissen wie Mias. Durch seine Frustrationen lässt er sich schließlich darauf ein, eine Art Jazz zu spielen, die zuvor niemals eine Möglichkeit für ihn dargestellt hätte. Auf tragische Weise zeigt Damien Chazelle hier wie Träume zerbrechen können. Auch wenn der Film sehr harmonisch und mitunter verträumt ist, stellt er doch gleichzeitig auch immer die Zerbrechlichkeit des menschlichen Traums dar, ohne jemals demotivierend oder wertend zu werden. “La La Land” ist ein feel-good Film der anderen Art: man verlässt das Kino mit einem guten Gefühl, aber auch mit der Erkenntnis, dass Träume sich nicht immer erfüllen müssen und neue Träume entstehen können, ohne die Gegenwart mit der Vergangenheit zu belasten.

Justin Hurwitz’ Musik im Film ist natürlich ein zentrales Element, die Stimmen von Emma Stone und Ryan Gosling harmonieren einwandfrei. Tolle Lieder, die nicht wie in vielen anderen Musical-Filmen heutzutage, überzogen oder künstlich wirken, sondern immer absolut in die jeweilige Situation passen. Auch sind die einzelnen Songs nicht zu lang, so dass die Handlung parallel weiterlaufen kann und nach der Performance gleich, ohne Übergangsschwierigkeiten, die Geschichte weitererzählt werden kann. Generell wirkt der Film, den Damien Chazelle und Justin Hurwitz geschaffen haben, wie ein großes Ganzes, welches ohne die Musik, oder die grandiose Regieleitung nicht hätte existieren können.

“La La Land” ist einer der schönsten Filme der letzten Jahre. Erinnerungen an alte Hollywood-Streifen à la “Singing in the Rain” werden wach, und doch wirkt der Film nicht verschroben, sondern sehr passend im 21. Jahrhundert. Hollywood ist immer noch ein Ort der Träume – für Kinogänger wird mit diesem Film der Traum eines wundervoll harmonischen Films wahr – ein Muss, nicht nur für regnerische Tage.

Damien Chazelle: “La La Land”
US: 25.12.2016; DE: 12.01.2017
128 Minuten

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