(erschienen zuerst auf myFanbase)
“Jeder kann kochen” ist das Motto des weltbekannten Chefkochs Gusteau – und so wird eine Ratte mit ganz besonderen kulinarischen Fähigkeiten zum Chefkoch in der Hauptstadt der haute cuisine, Paris. Verständlicherweise kann eine Ratte aber keinesfalls einfach in eine Küche spazieren, und so kocht Rémy mit der Hilfe vom eher weniger talentierten Koch Linguini Gerichte, die ganz Paris in Aufruhr versetzen. Wären da nicht die etlichen Intrigen des Küchenchefs und die schneidenden Worte des wichtigsten Kritikers Frankreichs.
Pixar bewegt sich mit “Ratatouille” weg vom amerikanischen Kontinent der meisten anderen Animationsabenteuer und lässt die Handlung dieses kulinarischen Werkes in Frankreich spielen. Als Ratte sollte Hauptcharakter Rémy hauptsächlich das Überleben seiner Kolonie vor Augen haben. Aber Rémy ist anders, er hat wortwörtlich eher den Käse vor der Nase und entdeckt schon früh sein kulinarisches Talent, einzelne Inhaltsstoffe so miteinander zu kombinieren, dass ein Feuerwerk der Geschmäcker produziert wird.
Durch eine Reihe unglücklicher Ereignisse verliert die kleine Ratte seine Familie und verirrt sich in der Kanalisation; doch er findet hinaus und ihm erscheint der Geist des von ihm angehimmelten Chefkochs Gusteau. Nach dessen Tod wurde sein Restaurant um zwei Sterne hinuntergestuft und nun sieht Rémy seine Chance. Allein die Idee, dass eine Ratte, der große Feind jeder Küche, ein Koch werden könnte, scheint abstrus, aber Pixar bringt die Geschichte erstaunlich überzeugend auf die Kinoleinwand.
Dank des unheimlich unfähigen, aber sehr ambitionierten Linguini bekommt Rémy seine Chance zu kochen, ohne dass jemand ihn entdeckt. Immer wieder beruft sich der Film auf Gusteaus Mantra dass jeder kochen kann, und führt damit dazu, dass die Ratte in der Küche schnell nicht mehr so besonders wirkt, wie sie wirken könnte. Rémy steuert Linguini unter seine Kochmütze anhand seiner Haare und Linguini wird schnell zum Starkoch des Restaurants, was dem Küchenchef natürlich alles andere als gefällt.
Mit sehr viel Glück und etlichen Zufällen fällt das ungewöhnliche Team nie auf, bis zu dem Zeitpunkt als Rémys Rattenfreunde und -familie auf einmal auftauchen und nach Essen verlangen. Da Linguini sich zur gleichen Zeit immer mehr der hübschen Köchin Colette widmet, zieht Rémy sich zurück in die Kanalisation, wo er jedoch auch nicht mehr Achtung bekommt – schon gar nicht für seine kulinarischen Fähigkeiten. Durch eine dramatische Wendung in Bezug auf die Zukunft des Restaurants finden Rémy und Linguini wieder zueinander und setzen ihre Kooperation fort, nicht zuletzt da Rémy feststellt, dass er in der Kanalisation nicht mehr zuhause ist.
Den ganzen Film hindurch kann man immer wieder Charakteristika in Rémy sehen, die nicht ganz menschlich und nicht wirklich Ratte sind, sondern ganz und gar kulinarisch – eine Ratte die sich voll und ganz dem Genuss und der Zufriedenheit seiner Kunden hingibt. Auch wenn er zwischenzeitlich scheinbar seine Herkunft vergisst, so ist er doch immer für seine Freunde und Familie da, wenn diese um Hilfe bitten. Wäre er als Mensch geboren, so müsste er sich nicht verstecken, sondern könnte ganz offen seine kulinarischen Fähigkeiten ausleben, so aber braucht es erst einen offenen Kritiker, der dem Mantra von Chef Gusteau wirklich Folge leistet und nicht davor zurückschreckt, ganz und gar das Essen zu sehen und nicht zu werten wer das Gericht auf seinem Teller zubereitet hat.
“Ratatouille” ist ein fantastisches Beispiel dafür, dass Normen und Konventionen nicht immer an der richtigen Stelle greifen und man immer offen für das Neue und Ungewöhnliche sein sollte – es könnte überraschen. Der Film ist für all diejenigen etwas, die Fans von Pixar sind und ihre detaillierten Charaktere immer wieder ins Herz schließen, hier ist “Ratatouille” keine Ausnahme. Aber auch kulinarisch veranlagte Kinobesucher kommen auf ihre Kosten wenn es darum geht, etablierte Gerichte einmal etwas anders zuzubereiten.
Brad Bird & Jan Pinkava: “Ratatouille”
US: 21.06.2007; DE: 03.10.2007
111 Minuten